Diakonin Helma Grundmann-Kienast (68) hat in ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit im Kursana Domizil Aurich persönliche Erfüllung gefunden. ©Kursana

 
10.12.2017

„Ein Halt, wenn vieles ins Rutschen gerät.“

Diakonin i.R. Helma Grundmann-Kienast feiert ehrenamtlich einmal im Monat eine Andacht für demenziell erkrankte Bewohner im Kursana Domizil Aurich.

Im Gottesdienst auf dem Wohnbereich „Pingelhuus“ kann es vorkommen, dass die Senioren herumlaufen, stöhnen, dazwischenrufen oder beginnen, ihre eigene Geschichte zu erzählen. Für Diakonin i. R. Helma Grundmann-Kienast, die einmal monatlich die Andacht speziell für demenziell erkrankte Bewohner im Kursana Domizil Aurich hält, ist so ein ungewöhnliches Verhalten kein Problem. „Solche Lebensäußerungen stören mich nicht“, sagt die 68-Jährige. „Ich komme zwar mit einem Konzept ins Haus, aber ich bin auch in jeden Moment bereit, es loszulassen. Meist hilft schon gemeinsames Singen, um die Bewohner emotional wieder ins Geschehen zurückzuholen. Die vertrauten Kirchenlieder schaffen schnell eine entspannte Atmosphäre, die allen gut tut.“
Das Ehrenamt, das Helma Grundmann-Kienast seit Spätsommer dieses Jahres im Auftrag der Lamberti-Gemeinde ausübt, liegt ihr sichtlich am Herzen. Seit 1981 ist die Wahl-Ostfriesin Mitarbeiterin des Kirchenkreises Aurich: Als Diakonin absolvierte sie neben ihrer Arbeit in der Kirchengemeinde Wallinghausen berufsbegleitend eine Fortbildung in psychosozialer Alterswissenschaft und hielt Andachten in einer Seniorenanlage des Diakonischen Werkes. Nach einer Zusatzausbildung zur Seelsorgerin arbeitete Helma Grundmann-Kienast viele Jahre im Kreiskrankenhaus Aurich. „In dieser Zeit habe ich gelernt, dass in schwierigen Zeiten Musik und biblische Worte Halt und Trost vermitteln können“, sagt sie. Sie selbst fand als  einst alleinerziehende Mutter zweier Kinder immer wieder Zuspruch im Glauben. „Es war ein Kinderglaube, mich von Gott angenommen und geliebt zu fühlen, der mich durch alle Krisen getragen hat“, erzählt Helma Grundmann-Kienast. „Vielleicht fällt es mir deshalb heute so leicht, die demenziell erkrankten Bewohner mit einfachen Worten auf emotionaler Ebene anzusprechen.“
Ihre Gottesdienste im „Pingelhuus“, die regelmäßig ein Dutzend Bewohner besuchen, beinhalten in der Regel  bekannte Kirchenlieder und Psalmen, die die Teilnehmenden meist noch auswendig kennen. Helma Grundmann-Kienast ist es wichtig, mit kraftspendenden Ritualen auf sinnlicher Ebene Erinnerungen zu wecken. Zu einem Tauferinnerungsgottesdienst brachte sie eine Taufkerze, Taufkleider und Familienfotos einer Taufe mit und segnete die Senioren mit einem Kreuz auf der Stirn. „Die Bewohner haben die Zuwendung genossen und sich berühren lassen. In solchen Momenten kehrt eine große Ruhe ein“, erzählt sie. „Durch  Krankheit gerät vieles ins Rutschen. Umso wichtiger ist es, dass dann der Glaube den Menschen Halt zu geben vermag.“     

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