Die frischgebackenen examinierten Pflegefachkräfte strahlen um die Wette (v.l.n.r.): Carola Siebens (44), Irina Bauder (39) und Stefanie Conrads (40) haben in der Lebensmitte einen Neustart gewagt. ©Kursana

 
16.10.2017

„Jetzt starten wir richtig durch!“

Dem Fachkräftemangel in der Pflege begegnet das Kursana Domizil Aurich mit der Nachqualifizierung seiner Pflegeassistenten. Gerade haben drei Frauen in der Lebensmitte die Ausbildung zur Fachkraft abgeschlossen.

Wenn im Büro von Direktorin Sabine Häßner morgens eine Kerze brannte, wussten alle Mitarbeiter im Kursana Domizil Aurich Bescheid: Heute steht bei ihren Azubis wieder eine Prüfung an! „Es war wie in einer Familie: Alle haben mit uns mitgefiebert“, sagt Irina Bauder (39), die genauso wie ihre beiden Kolleginnen vor der Weiterqualifizierung einige Jahre als Pflegeassistentin im Haus gearbeitet hat. „Als mir am Tag vor der entscheidenden praktischen Prüfung die Nerven durchgingen, hat Frau Häßner immer nach mir geschaut und mir Mut gemacht. Sie ist sogar als moralische Unterstützung mit in die Prüfung gekommen.“ Ihre Arbeitsverträge als Pflegefachkräfte haben die Frauen bereits in der Tasche. Sie denken sogar schon darüber nach, wie die nächsten Schritte auf ihrem Karriereweg aussehen könnten.
„Die Nachqualifizierung unserer Pflegeassistenten ist der beste Weg, um dem Fachkräftemangel in der Branche zu begegnen“, sagt Sabine Häßner. „Die Lebenserfahrung der älteren Mitarbeiterinnen ist für unser Haus von unschätzbarem Wert. Deshalb ist es wichtig, ihnen eine Perspektive zu geben. Mich hat sehr beeindruckt, wie die Frauen die Herausforderungen angenommen haben und über sich hinausgewachsen sind.“
Dass der Weg für sie nicht einfach war, daran lassen neben Irina Bauder auch Carola Siebens (44) und Stefanie Conrads (40) keinen Zweifel. Nur Carola Siebens´ verkürzte zweijährige Ausbildung zur Fachkraft wurde vom Arbeitsamt nach dem WeGebAu-Programm gefördert, so dass sie keine finanziellen Einbußen hinnehmen musste. Stefanie Conrads und Irina Bauder haben die reguläre dreijährige Ausbildung absolviert. Als alleinerziehende Mutter musste Irina Bauder ihren Alltag perfekt durchorganisieren, Stefanie Conrads hat gleichzeitig mit der Familie ein Haus gebaut. „Freizeit war in den Jahren ein Fremdwort“, sagt Stefanie Conrads. „Aber ich wollte mir und meinen beiden Kindern unbedingt beweisen, dass man im Leben etwas erreichen kann.“
Alle drei Azubis wurden im Haus von den Praxisanleiterinnen Sonja Ripken und Martina Janssen unterstützt. „Auf die beiden war Verlass, wir konnten sie jederzeit anrufen. Sie waren der Ruhepol in der Brandung und haben uns zum Lernen immer mit Gummibärchen versorgt“, erinnert sich das Trio lächelnd. Auch die große Anteilnahme der Kollegen wussten die Frauen zu schätzen. „Da ist ein Ruck durchs Haus gegangen“, meint Carola Siebens. „Nachdem sie bei uns gesehen haben, dass die Qualifizierung zu schaffen ist, haben sich schon zwei weitere ältere Kolleginnen für die Ausbildung angemeldet.“
Irina Bauder, die in der Ausbildung ihr Interesse an Anatomie entdeckt hat, möchte bald eine Zusatzqualifikation in Wundmanagement draufsatteln. Carola Siebens und Stefanie Conrads hat das Praktikum im Hospiz nachhaltig geprägt, beide wollen sich mit einer Palliative Care-Ausbildung für die Begleitung schwer kranker, sterbender Menschen  weiterqualifizieren. Für alle drei steht fest, dass sie sich in ihrem Beruf noch weiter entwickeln möchten. „Jetzt starten wir richtig durch!“, sagen die Frauen selbstbewusst.  

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