Omi adoptiert

Die 88-Jährige Gisela Heilmann freut sich Woche für Woche auf den Mittwoch.

Denn an diesem Tag bekommt die Bewohnerin des Kursana Domizil Marzahn Besuch von Regina Virgils.

Gemeinsam gehen sie im Garten spazieren, machen sich auch mal auf den Weg durchs Wohngebiet, machen Ausflüge und nehmen an Veranstaltungen in der Einrichtung teil.

Die Besucherin ist keine Verwandte. Sie macht das ehrenamtlich. Und das kam so: Fast zwei Jahre lang war ihr Ehemann Bewohner im Kursana. Viermal in der Woche hat sie ihn besucht, hat dabei wie selbstverständlich geholfen, Kaffee und Kuchen auszuteilen oder kleine Handreichungen zu übernehmen. Sogar einen Ausflug hat sie einmal begleitet.

Nach dem Tod ihres Mannes hat sie sich erst einmal für viele Monate zurückgezogen. Das Kursana zu besuchen, kam ihr nicht in den Sinn. Doch irgendwann hat sie sich überlegt, dass ihre Hilfe vielleicht weiterhin gebraucht wird und es eine Bewohnerin geben könnte, die sich über regelmäßigen Besuch freuen würde. „Ehrlich gesagt hat mir der Kontakt auch gefehlt“, gesteht die ehemalige Sekretärin. „Ich habe immer gern mit Menschen gearbeitet“, ergänzt sie noch. Und nur zu Hause sein? „Ich würde immer bequemer werden“, fürchtet sie.

Sabrina Völker, Leiterin Betreuung in Marzahn, war sofort angetan von der Idee. Und eine passende Bewohnerin war auch schnell gefunden.

„Ich bin sehr gut aufgenommen worden“, erinnert sich Regina Virgils. „Wenn ich jünger wäre, ich könnte mir sehr gut vorstellen, einen Beruf in der Pflege auszuüben. Stattdessen habe ich mir eine Omi ‚adoptiert‘“.

Virgils Unterstützung beschränkt sich aber nicht nur auf die Begleitung von Gisela Heilmann.

Sabrina Völker kann auch auf sie bauen, wenn in anderen Fällen mal Not am Mann ist. So hat die mit Spreewasser getaufte Ehrenamtlerin beim Testen der Besucher während der Corona-Pandemie geholfen und ist auch bei Veranstaltungen als helfende Hand zur Stelle.