Die Senioren im Kursana Domizil, Erzählerin Claudia König (rechts) sowie Pflegedienstleiterin Anita Seifert und Direktorin Katharina Schikora (von links) freuen sich auf die Märchenstunden.

 
01.07.2024

Schneewittchen & Co bauen Brücken

Bruchköbel. Märchen haben eine sagenhafte Wirkung auf Menschen mit Demenz. Schneewittchen, Aschenputtel, Rotkäppchen, Rapunzel & Co sind bei Senioren im Langzeitgedächtnis fest verankert. Sie bauen eine Brücke ins Gedächtnis und ermöglichen einen Zugang zu Demenzkranken. Im Kursana Domizil Bruchköbel kommen die Senioren regelmäßig bei märchenhaften Erzählnachmittagen zusammen. Die Mitarbeiterinnen des Teams der Sozialen Betreuung haben mit Unterstützung der Krankenkasse IKK Südwest eine Erzähl- und Fortbildungsreihe gestartet und lassen sich von Claudia König, Theaterpädagogin der Märchenland-Gesellschaft, zu Märchenvorleserinnen ausbilden.

„Auf unsere Bewohnerinnen und Bewohner haben Märchen einen positiven Einfluss, vor allem auf Demenzerkrankte. Die Geschichten stärken die kognitiven Fähigkeiten und fördern das Wohlbefinden. Der Froschkönig und andere sind ein Gewinn für alle. Wir erleben entspannte und zufriedene Senioren“, sagt Katharina Schikora, Direktorin des Kursana Domizils Bruchköbel.
Märchen dienen als Brücke ins Gedächtnis. Im Umgang mit Demenzerkrankten geben die Erzählungen der Brüder-Grimm und anderer Impulse und schaffen Anknüpfungspunkte für soziale Interaktionen. Das Projekt „Es war einmal… Märchen und Demenz“ im Kursana Domizil in der Bahnhofstraße sieht die IKK Südwest als eine Aktion zur Prävention und Gesundheitsförderung, die den demenzerkrankten Bewohnerinnen und Bewohner mehr Lebensqualität bringt. Damit könnte künftig noch mehr Menschen geholfen werden, denn die Zahl der Demenzerkrankten hat sich in Hessen seit 2017 um rund 60 Prozent erhöht. Mit Blick auf die demografische Entwicklung, die sogenannten Baby-Boomer-Jahrgänge und die wachsende Zahl an Älteren steigt die Tendenz.
Bei der Ausbildung der Mitarbeiterinnen im Kursana Domizil und in den Erzählstunden ist Claudia König von der Märchenland-Gesellschaft tonangebend. Die Theaterpädagogin, Schauspielerin und Demenzerzählerin lehrt als Dozentin für Sprecherziehung an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Frankfurt und als Sprecherzieherin am Landestheater Marburg. Beim Start des Projektes im Kursana Domizil erzählte sie den Senioren die Geschichte vom Froschkönig.
In Reihe zwei sitzt Irmgard Maicher. Sie hat vor drei Jahren im Kursana Domizil ein neues Zuhause gefunden und strahlt, als Claudia König in einem märchenhaften Kostüm die Bühne betritt und davon erzählt, wie eine Königstochter am Brunnenrand sitzend eine goldene Kugel hochwirft und fängt, was aber nicht immer gelingt.
Die Kugel fällt ins Wasser und das schlägt hohe Wellen, denn jetzt kommt der Frosch, der bekanntlich ein Prinz ist, ins Spiel. „Ich liebe das Märchen, aber erzählen könnte ich es ihnen nicht“, sagt die 88-Jährige. „Doch wenn ich die Wörter Frosch, Kugel und Königstochter höre, dann ist auf einmal vieles wieder da und ich sehe die Bilder“, so Irmgard Maicher. Eines ist für sie sicher: „Ich werde hier Stammgast, wenn die Märchenstunde läuft“.
 

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