Susanne Boger, stellvertretende Direktorin der Kursana Villa Frankfurt, begrüßte Autorin Nele Neuhaus (links) zur Lesung ihres Krimis "Die Lebenden und die Toten".

 
19.02.2016

Zwischen zwei Toten ein Lacher

Frankfurt. Filmemacher haben mit den Krimis der Autorin Nele Neuhaus ein leichtes Spiel. Die sogenannten Location-Scouts, die nach den besten Drehorten suchen, sind überflüssig. „Wo die Geschichte spielt und wo der Mord passiert, das ist im Krimi genau beschrieben, dort kann man auch drehen“, sagte die 48-jährige Schriftstellerin am Mittwochabend bei einer Lesung in der Kursana Villa Frankfurt, wo sie von der stellvertretenden Direktorin Susanne Boger begrüßt wurde und viele ihrer Bücher signierte.

Und tatsächlich müssen sich die Regisseure bei der Verfilmung der spannenden Geschichten nur an den Text halten. Das Hochhaus hinter dem Parkplatz bei dem Möbelhaus mit dem großen roten Stuhl in Eschborn beispielsweise ist einer der grausamen Orte, an denen Nele Neuhaus einen Heckenschützer von oben abdrücken lässt. Es knallt auf dem Dach und ein paar hundert Meter weiter unten, trifft die Kugel am helllichten Tag einen Menschen auf dem Parkplatz. Der erste Tote liegt am Boden und die Story nimmt ihren Lauf.

Zwischen den Leichen in ihrem neusten Buch „Die Lebenden und die Toten“ gibt es bei der Lesung in der Kursana Seniorenvilla in der Eschersheimer Landstraße immer wieder Lacher in den Reihen der rund 120 Besucher. Das liegt nicht an den mörderischen Szenen, die sich im Taunus abspielen, sondern an den lustigen Erzählungen von Nele Neuhaus. Die Autorin beschreibt bei ihrem Besuch bei Kursana detailliert, wie sie beispielsweise den Ort findet, an dem ein Heckenschütze seine grausame Tat realisiert.

Dabei ist es der Bestseller-Schriftstellerin immer wichtig, dass ihre Szenen realistisch sind. Kann jemand wirklich vom Dach des Hochhauses schießen und tatsächlich treffen? Wie kommt der Mann nach oben? Noch viel wichtiger ist für den professionellen Täter aber die Frage, ob dieser Standort wirklich Sinn macht – und ganz entscheidend – wie schnell komme ich hier unerkannt weg? Auf den lebenswichtigen Aspekt der Flucht wurde Nele Neuhaus von ihrem Lebenspartner hingewiesen. „Matthias war bei der Bundeswehr und hat mir erklärt, ob der Standort passt.“

Der nächste Krimi von Nele Neuhaus, der im Oktober zur Buchmesse erscheinen soll, werde wieder lang, mehr als 500 Seiten, sagt sie und lässt damit die Kritik, dass die jüngste Geschichte des Ermittler-Duos Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein in „Die Lebenden und die Toten“ hier und da langatmig gewesen sein soll, links liegen. Auch der Hinweis auf die zu große Zahl der Akteure, die in ihren Krimis ausführlich beschrieben werden, tangiert Nele Neuhaus nicht. In einem Taunus-Dorf lebten viele Menschen und deshalb gehörten auch viele Typen in die mörderische Story, macht sie bei der Lesung in der Kursana Villa klar und kündigt an, dass das achte Buch eine Personenliste beinhalten werde, die den Lesern eine Übersicht der Protagonisten gebe.

In ihren Büchern Mordsfreunde, Tiefe Wunde, Eine unbeliebte Frau, Schneewittchen muss sterben, Wer Wind sät oder Böser Wolf dreht sich alles um Leben und Tod. Hinter dem Titel des jüngsten Krimis steckt eine Herzensangelegenheit der Autorin: Organspende. Grundsätzlich hält Nele Neuhaus viel davon, wenn sich jemand entscheidet, anderen nach dem Tod vielleicht durch eine Transplantation das Leben zu retten, doch der moralische Druck, unbedingt einen Spendenausweise haben zu müssen, gefalle ihr nicht, sagt die Autorin, die viele Jahre lang Blutspenderin war und eine Herzoperation hinter sich hat.

Apropos Blut. Das fließt auf vielen Seiten und ist sozusagen der rote Faden in jedem ihrer Bücher. Die Storys entstehen am Schreibtisch zu Hause und im besten Fall, wenn sie von morgens bis abends tippt. „Ich kann nicht in einem Café oder anderswo schreiben.“ Beim Blick vom Bildschirm in ihren Garten auf den Rollrasen ist die Autorin ganz entspannt. Ihre Geschichten sind verstrickt und enden tödlich, doch beim Schreiben selbst bleibt Nele Neuhaus ganz cool und ist völlig unaufgeregt. „Alle Ort des Krimis sind realistisch, aber das ist doch nur eine fiktive Geschichte“, sagt sie in der Kursana Villa Frankfurt.

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