Ursula und Werner Schüttler haben sich in Ober-Ramstadt kennengelernt und feierten jetzt im Kursana Domizil Griesheim ihre Eiserne Hochzeit.

 
15.03.2017

Beim Kirchweihfest hat´s gefunkt

Griesheim. Die Plattformen, auf denen sich Menschen treffen, näher kennenlernen und sich vielleicht sogar verlieben, sehen heute völlig anders als noch vor Jahrzehnten. Mit Hilfe des Internets scheint alles einfacher und schneller zu gehen. Vor dem ersten Date werden Mails geschrieben und Fotos gesendet. Bei Ursula und Werner Schüttler war das erste Treffen authentischer, völlig unvorbereitet und voller Gefühle. Die traditionelle Plattform des Kennenlernens hieß 1949 Kirchweihfest. Bei dieser Feier in Ober-Ramstadt funkte es sofort. Zwei Jahre später gaben sich beide das Ja-Wort und jetzt feierte das Ehepaar Schüttler im Kursana Domizil Griesheim in der Schöneweibergasse ihre Eiserne Hochzeit.

Was beim Kirchweihfest mit den beiden Teenagern, er kam aus Ober-Ramstadt, sie aus dem zehn Kilometer entfernten Eberstadt, geschah, beschreiben beide als Liebe auf den ersten Blick. Ganz anders als bei vielen Jugendlichen heute, vergingen damals rund sechs Wochen mit vielen Spaziergängen und Gesprächen, bevor sich beide näher kamen und ganz versteckt in einer Ecke des Hauses mit dem ersten Kuss das Fundament für eine gemeinsame Zukunft legten.

Als Ursula Schüttler nach zwei Jahren – wie man früher sagte „in anderen Umständen war“, beschlossen beide gemeinsam, dass es Zeit wäre zu heiraten. Doch so einfach war das seinerzeit nicht, denn die Volljährigkeit mit 21 Jahren hatten beide noch nicht erreicht und so benötigten sie erst eine Genehmigung vom Standesamt und die Einwilligung der Eltern. Die begrüßten die Ehe, denn alle Eltern waren glücklich mit der Beziehung. Schon bald nach der Hochzeit musste das junge Paar einen schweren Schicksalsschlag ertragen. Sie verloren ihr erstes Kind.

Die gelernte Bilanzbuchhalterin und der Autoschlosser zogen in das Elternhaus von Ursula Schüttler nach Eberstadt. Später wohnten sie auf dem Areal der Firma Wolf in Alsbach (Goldfischli). Bei der IHK absolvierte Werner Schüttler eine Zusatzqualifikation zum Maschinenbaumeister. Was bei der heutigen Fluktuation im Business undenkbar erscheint: Werner Schüttler arbeitete bis zu seiner Rente genau 42 Jahre und sechs Monate lang bei der Firma Wolf.

1959 wurde die Tochter geboren, die dann zwei Söhne zur Welt brachte. Heute haben die Schüttlers außerdem drei Urenkel. So richtig getrennt waren die Jubilare nie. Abgesehen von sechs Wochen, in denen Werner Schüttler einmal auf Montage in Neapel arbeitete, sahen sich beide täglich. Und was ist das Rezept für eine lange Liebe? „Wir haben uns nie richtig gestritten“, sagt Ursula Schüttler. Man sollte auch nie mit Streit ins Bett gehen, ergänzt ihr Mann. Am besten sei es, so meinen beide, sich immer auszusprechen, wenn es mal Probleme gebe. „Und es mit Humor nehmen“, rät der 85-Jährige.

Nachdem die Tochter aus dem Haus war, haben er und seine ein Jahr jüngere Frau viele gemeinsame Urlaube verbracht. Die Reiseziele waren Spanien, Frankreich und das Mittelmeer. Eine schöne Überraschung zum 65. Hochzeitstag war für das Paar, eine Torte, die die Tochter mit zur Feier ins Kursana Domizil gebracht hatte: mittendrin in schwarz-weiß das Hochzeitsbild von 1952.

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