Bewohnerin Hildegard Frahm (83) zeigte bei der Ausstellung in der Kursana Residenz Hamburg ihre abstrakten Kunstwerke, zu denen sie die Maler Wassily Kandinsky und Lionel Feininger inspiriert haben. ©Kursana

 
26.06.2024

Kreativität kennt kein Alter

Die Kursana Residenz Hamburg unterstützt ihre Senioren dabei, über eigene Bilder oder selbst geschriebene Geschichten miteinander ins Gespräch zu kommen

Von Töpfern bis Makramee – Hildegard Frahm (83) hat in ihrem Leben viel ausprobiert, bis sie schließlich bei der Malerei gelandet ist. Als technische Zeichnerin mit Faible für Linien schuf sie vor allem abstrakte Bilder und malte über zwanzig Jahre in einer privaten Malgruppe zusammen mit vier anderen Frauen. „Wir haben viel ausprobiert und zusammen Ausstellungen besucht“, erzählt sie. „Besonders nach dem Tod meines Mannes hat mir die Gruppe viel Halt gegeben.“ Nach ihrem Umzug von Elstorf in die Kursana Residenz Hamburg vor einem Dreivierteljahr hatte Hildegard Frahm ihre Acrylfarben noch gar nicht wieder aus der Tasche geholt, als sie die Möglichkeit bekam, zusammen mit fünf anderen künstlerisch tätigen Bewohnern einige Bilder in der Senioreneinrichtung zu präsentieren. „Das habe ich als eine schöne Würdigung empfunden“, sagt sie. „Durch die ganz unterschiedlichen Kunststile, die dort vertreten waren, hat die Ausstellung im Haus eine Menge Aufsehen erregt. So bin ich mit einigen Mitbewohnern ganz neu ins Gespräch gekommen.“

Betreuungskraft Marta Dittrich kennt in der Einrichtung mehr als ein Dutzend Senioren, die zum Teil bis heute malen. Andere musizieren oder schreiben plattdeutsche Geschichten. Zusammen mit ihren Kolleginnen aus der sozialen Betreuung unterstützt sie die Bewohner dabei, die eigenen Werke in der Gemeinschaft zu präsentieren. „Mittlerweile ergänzen immer wieder Lesungen selbst geschriebener Geschichten den Veranstaltungskalender der Residenz. Andere Bewohner präsentieren Reiseberichte und gestalten mit ihren Kindheitserinnerungen oder Erzählungen aus dem früheren Berufsalltag anregende Nachmittage“, erzählt Marta Dittrich. „Die Senioren haben nicht nur viel Freude daran, das Freizeitprogramm mitzugestalten. Sie nehmen sich durch die Aktivitäten untereinander auch anders wahr: Statt altersbedingter gesundheitlicher Einschränkungen steht wieder der ganze Mensch mit seinen persönlichen Stärken und seiner Kreativität im Mittelpunkt. Das tut dem Selbstbewusstsein gut.“

Für eine Menge Gesprächsstoff sorgten bei der Ausstellung auch die farbstarken Bilder von Bewohner Joachim Werner (76), der seit einem Jahr in der Residenz lebt. Der ehemals selbständige Schmuckdesigner wurde vor mehr als zwanzig Jahren durch zahlreiche Reisen zum Malen angeregt. „Wenn ich zum Pinsel greife, fließen die Bilder aus mir heraus ohne zu denken“, sagt er. „Für mich sind die Figuren wie Fabelwesen, oft von biblischen Geschichten inspiriert. Erst durch die Ausstellung habe ich bemerkt, wie sehr ich den kreativen Ausdruck vermisse und habe meine Staffelei wieder herausgeholt.“

Mit den zahlreichen Werken von Joachim Werner soll bald eine Werkschau in der Bibliothek stattfinden, bei der die Senioren den Künstler bei einem Glas Sekt näher kennenlernen können. Und Hildegard Frahm hatte bereits die Idee, zusammen mit anderen Malerinnen der Residenz eine gemeinsame Malgruppe im Haus ins Leben zu rufen. „Es wäre doch schön, wenn wir uns austauschen und künstlerisch anregen könnten“, sagt sie.

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