Die muntere Spanischgruppe aus der Kursana Residenz in Niendorf frischt im Unterricht Sprachkenntnisse und Erinnerungen auf. © Kursana

 
17.07.2017

„Perfekt wollen wir gar nicht sein.“

Die wöchentlichen Sprachkurse in der Kursana Residenz Hamburg sind bei den Bewohnern beliebt. Hier frischen sie neben Englisch und Spanisch auch viele Erinnerungen auf.

Ilse Erdmann (97) braucht zwar eine Leselupe, um die Übungen im Spanisch-Lehrbuch „Español Actual“ entziffern zu können. Doch das hält die Bewohnerin der Kursana Residenz Hamburg nicht davon ab, sich rege am Sprachunterricht der Senioreneinrichtung zu beteiligen. „Ich habe früher an der Handelsschule Spanisch gelernt“, erzählt sie. „Heute kann ich nicht mehr viel, aber ich mag die Sprache so gern hören. Außerdem ist der Unterricht auch eine schöne Übung für die grauen Zellen.“
Acht Bewohner im Alter zwischen 74 und 99 Jahren sind regelmäßig alle 14 Tage dabei, um mit Daniela Bott (45) von der sozialen Betreuung der Senioreneinrichtung Spanisch zu lernen. Einige von ihnen nehmen auch am Englischunterricht teil, der im Wechsel mit dem Spanischkurs am Montagnachmittag in der Bibliothek des Hauses stattfindet. „Während wir im Englischkurs auf fortgeschrittenem Niveau Konversation betreiben können, haben wir mit Spanisch wieder bei null angefangen“, erzählt Daniela Bott, die als Teenager eine internationale Schule in Panama City besucht hat und seither fließend Englisch und Spanisch spricht. „Im Mittelpunkt steht bei uns die Freude, ehemals Gelerntes aufzufrischen und sich ohne Hemmungen auszutauschen.“
Teilnehmerinnen wie Ingeborg Tollschnibbe (78), eine ehemalige Auslandskorrespondentin, oder Hildegard Adam (87), die in der Auslandsabteilung einer Bank gearbeitet hat, haben Englisch und Spanisch früher im Berufsleben genutzt. Helga Käckenhoff (82) hat erst im Alter von 54 Jahren mit Spanischunterricht begonnen, um sich auf Reisen durch Südamerika besser verständigen zu können. Hella Ebert (99), deren Tochter in Madrid lebt, liest noch heute spanische Literatur und korrespondiert in der Fremdsprache. „Doch das Sprechen fällt mir schwer, weil ich darin kaum noch Übung habe“, sagt sie.
Für Anni Seifert (92), die 36 Jahre auf Teneriffa Urlaub gemacht hat, hängen mit dem Spanischen viele schöne Erinnerungen zusammen. Walter Dietrich (74), der noch heute mit seiner Frau die Ferienwohnung auf Mallorca nutzt, bringt den Kursteilnehmern immer mal eine neue Geschichte von der spanischen Insel mit. Gelegentlich haben auch Senioren, die zur Kurzzeitpflege in der Residenz waren, über ihren Aufenthalt hinaus am Sprachkurs teilgenommen. „Wir sind auch offen für externe Teilnehmer aus dem Stadtteil, die bei uns mitmachen möchten“, sagt Daniela Bott. „Interessierte finden hier eine nette Runde vor, in der man leicht Kontakte knüpfen kann.“
Neben einfachen Übungen aus dem Lehrbuch, die reihum gelöst werden, bekommen im Unterricht auch die Erinnerungen der Teilnehmer ihren Raum. Notfalls wechseln die Senioren beim Erzählen auch ins Deutsche oder Englische, wenn sie im Spanischen nicht mehr weiterkommen.   „Beim Sprechen ist grammatikalisch bei mir sicher nicht alles korrekt“, gibt Walter Dietrich schmunzelnd zu. „Aber perfekt wollen wir hier ja auch gar nicht sein."

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