Ein Leben lang unzertrennlich: Ingrid, Irene und Doris Maliglowka (v.l.) haben in der Kursana Villa ein neues Zuhause gefunden. © Kursana

 
09.10.2015

Ein unschlagbares Trio

Drei Schwestern sind gemeinsam in die Kursana Villa Hannover eingezogen.

In der Kursana Villa Hannover sind sie längst bekannt wie „ein bunter Hund“. „Da kommen die drei Schwestern“, heißt es oft von Mitbewohnern, wenn Doris (85), Irene (84) und Ingrid (81) Maliglowka gemeinsam im Restaurant oder bei Veranstaltungen in der Senioreneinrichtung aufkreuzen. „Uns gibt es meist im Dreierpack, und das schon unser ganzes Leben lang“, erklärt Ingrid Maliglowka, die Jüngste im Bunde. „Aber das heißt nicht, dass wir nicht jede eine eigenständige Persönlichkeit haben und ein selbständiges Leben führen“, betont Irene, die mittlere der Schwestern. Dass das Trio die feine Gratwanderung zwischen Nähe und Distanz gut ausbalanciert bekommt, beweist der gemeinsame Umzug in die Villa im Herbst vergangenen Jahres. „Wir haben aber auch eine dreijährige Bedenkzeit gebraucht, bis es so weit war“, schmunzelt Doris, die älteste der drei Schwestern.

Zusammenhalt wurde in der Familie der Frauen von klein auf gelebt. Ihr Vater war früh gestorben, die Mutter musste als Witwe mit sechs Kindern in der schlesischen Heimat Breslau jeden Pfennig umdrehen. Zwei Brüder fielen im Zweiten Weltkrieg, die restliche Familie musste sich auf der Flucht in den Westen durchschlagen. Die Mutter lebte mit der ältesten Tochter Doris nach Kriegsende im Weserbergland, Ingrid und Irene fanden eine Bleibe in Hildesheim und schließlich Arbeit in Hannover. Dort lebte die Familie seit 1955 in einer Wohnung zusammen, und nur der Bruder, der nach Dortmund ging und dort heiratete, entzog sich mit der Zeit den engen Familienbanden. „Meine Mutter blieb bis zu ihrem Tod 1980 der Lebensmittelpunkt unserer Familie“, erläutert Doris Maliglowka. „Wir sind so erzogen worden, dass wir alles gemeinsam machen und füreinander sorgen, und das haben wir nie wirklich hinterfragt.“

Zudem ergänzen sich die Charaktere der Frauen optimal: Doris hat als Älteste automatisch viele häusliche Aufgaben übernommen und hat eine Leidenschaft fürs Kochen. Viele Jahre hat sie als Köchin im Kindergarten gearbeitet, und als die Mutter pflegebedürftig wurde, gab sie für ihre Betreuung die Arbeit auf. Die mittlere Schwester Irene wurde Sozialarbeiterin in der Familienfürsorge und hatte das Talent zur  Schriftführerin der Familie. Sie hat als einzige einen „halben Ausbruch“ gewagt, wie sie schmunzelnd erzählt: Sie hat sich eine eigene Wohnung in der gleichen Straße gesucht. Als die Mutter gestorben war, sind dann allerdings beide Schwestern in eine gemeinsame Wohnung in ihr Haus umgezogen. „Und zusammen gegessen haben wir sowieso immer“, erzählt Irene Maliglowka.

Ingrid Maliglowka wurde Heilpädagogin und ging in ihrem Beruf als Lehrkraft für behinderte Kinder auf. Bis heute engagiert sie sich vielfältig ehrenamtlich. Sie ist das Sprachrohr des Trios und vertritt die Belange der Frauen nach außen. Eine eigene Familie hat keine der drei Schwestern gegründet. „Uns war eben keiner gut genug“, meint Ingrid Maliglowka mit einem Augenzwinkern. „Dadurch, dass keine von uns Kinder hat, haben wir auch beschlossen, frühzeitig in die Villa zu ziehen, wo wir bei Bedarf Unterstützung bekommen können.“ Die drei haben jede Senioreneinrichtung in Hannover unter die Lupe genommen, bis die Wahl auf die Kursana Villa im Zooviertel fiel. „Wir haben nur zehn Minuten von hier entfernt gewohnt“, erzählt Doris Maliglowka. „Hier bleiben wir in der Kirchengemeinde, können unsere Ärzte behalten, leben in der Stadtmitte und haben den Wald vor der Haustür. Wir waren dann drei Mal beim `Tag der offenen Tür´, bis der richtige Zeitpunkt für den Umzug gekommen war.“ Heute leben die drei in gewohnter Konstellation in zwei Appartements: Doris und Ingrid teilen sich zwei Zimmer, Irene hat ein paar Türen weiter ihr eigenes Reich bezogen.

„Jetzt wollen wir hier unser Alter genießen – was gar nicht so einfach ist“, sagt Ingrid Maliglowka. „Müßiggang haben wir nicht gelernt. Da wir alle drei einen sozialen Tick haben, waren wir immer zur Stelle, wenn eine helfende Hand gebraucht wurde. Ich lerne erst jetzt, auch einmal nein zu sagen.“ Zu 90 Prozent fühlen sich die drei mittlerweile in ihrem neuen Leben angekommen, freuen sich über die schönen Feste und Konzerte im Haus und lernen den Komfort in der Villa zu genießen. „Anfangs fehlte mir das Kochen“, sagt Doris Maliglowka. „Aber es ist auch schön, sich nicht mehr um die beschwerlichen Einkäufe kümmern zu müssen. Wenn ich jetzt über den Wochenmarkt gehe, dann kaufe ich nur jede Menge Blumen ein.“

Auch erste Kontakte zu Mitbewohnern haben sich ergeben. Dass Fremde sich mit ihnen als unzertrennlichem Trio anfangs schwer tun, haben die Damen schon erlebt. „Aber wir sind offen für andere, schließlich hatten wir alle unser Leben lang mit Menschen zu tun“, betont Ingrid Maliglowka und wischt den Gedanken fort, sie könnten etwas Besonderes sein. „Wir sind einfach nur drei alte Schachteln, jede auf ihre Art ein Dickkopf.“

Zur Übersicht