Zwei, die sich gut verstehen: Pflegefachkraft Gabriele Dommach (54) mit Bewohner Wolfgang Kirschke (75) in der Kursana Villa Hannover. ©Kursana

 
22.09.2017

„Faszination für das Thema Demenz“

Als Quereinsteigerin hat Gabriele Dommach (54) in der Lebensmitte in die Altenpflege gewechselt. In der Arbeit mit demenziell Erkrankten in der Kursana Villa Hannover hat die „Gerontopsychiatrische Fachkraft“ ihre Herzensaufgabe gefunden.

Wenn Pflegefachkraft Gabriele Dommach (54) morgens ihre Arbeit in den beiden Wohngruppen für demenziell Erkrankte in der Kursana Villa Hannover erledigt, ist der demenzkranke Bewohner Wolfgang Kirschke meist an ihrer Seite. Der 75-Jährige holt mit ihr den Frühstückswagen aus der Küche und unterstützt sie mit kleinen Handreichungen. „Herr Kirschke fühlt sich wohl, wenn er eine Aufgabe hat. Bei diesen Tätigkeiten kann er sich ausleben“, erläutert Gabriele Dommach, die seit November 2016 als Wohnbereichsleiterin im beschützten Bereich der Senioreneinrichtung im Zooviertel arbeitet. „Es liegt mir am Herzen, jeden in seiner Welt abzuholen und dabei zu unterstützen, seinen individuellen Weg zu gehen.“
Erst vor elf Jahren hat die zweifache Mutter aus Hannover als Quereinsteigerin in der Altenpflege ihre Berufung gefunden. Die ausgebildete Rechtsanwaltsgehilfin arbeitete nach der Familienphase bei einem großen Verein, als ihre Eltern pflegebedürftig wurden. Wieder nahm sie eine berufliche Auszeit, um sie zuhause zu pflegen. Als beide Elternteile innerhalb von drei Monaten starben, stürzte Gabriele Dommach in ein tiefes Loch. „Ich habe darüber nachgedacht, was ich beruflich tun möchte. Es sollte eine Arbeit sein, die mich erfüllt und Sinn macht“, erinnert sie sich. „Da meine Familie in der schweren Zeit so viel Hilfe von einer ehrenamtlichen Hospizmitarbeiterin bekommen hatte, wollte ich zuerst selbst diesen Weg einschlagen. Dann habe ich mich für die Altenpflege entschieden.“
Im neuen Beruf kam Gabriele Dommach schnell voran: Auf die einjährige Ausbildung zur Pflegeassistentin folgte mit Ende Vierzig die Ausbildung zur Pflegefachkraft. Bald darauf wurde sie berufsbegleitend zur Wohnbereichsleiterin geschult und fand schließlich in der Zusatzqualifikation zur „gerontopsychiatrischen Fachkraft“  ihren heutigen beruflichen Schwerpunkt. In dieser Ausbildung lernte sie die unterschiedlichen Formen von Demenz, verschiedene Therapieansätze und Validationsmodelle, die eine konstruktive Kommunikation mit Erkrankten ermöglichen, kennen.
„Das Thema Demenz hat mich von Anfang an fasziniert“, sagt Gabriele Dommach. „Es fällt mir leicht, mich auf die Menschen einzulassen und jedem auf Gefühlsebene zu begegnen. Mein Gegenüber lebt vielleicht in einer anderen Welt, ist aber in jedem Augenblick ehrlich und authentisch.“ An ihrem Arbeitsplatz in der Kursana Villa weiß Gabriele Dommach zu schätzen, dass die demenziell erkrankten Bewohner in großzügigen Wohnbereichen mit festen Bezugspersonen wie in einer Familie leben und durch speziell geschulte Mitarbeiter individuell gefördert werden. Persönlich engagiere sie sich besonders für die Arbeit mit den Angehörigen, um für mehr Verständnis für die Krankheit zu werben, betont sie. „Ich habe bei meiner Arbeit hier gelernt, dass Zuneigung, Empathie und Respekt im Umgang miteinander zählen. Aber das Allerwichtigste ist, jeden Menschen – auch in der Krankheit – so zu akzeptieren, wie er ist.“    

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