Bald wollen sie die Senioren live bei einem Spiel erleben: Ergotherapeutin Marie Neuberger (24) mit ihren Fans aus der Kursana Villa Hannover. ©Kursana

 
09.11.2016

Senioren drücken den „Hannover Grizzlies“ die Daumen

Die Bewohner der Kursana Villa Hannover fiebern mit, wenn ihre Ergotherapeutin Marie Neuberger (24) American Football spielt.

Ihr ausgekugelter Finger war der Anlass, dass Marie Neuberger in der Kursana Villa Hannover von ihrem Hobby „American Football“ zu erzählen begann. „Die Bewohner waren zuerst total erstaunt, dass ich als Frau so eine rabiate Sportart ausübe“, erzählt die 24-jährige Ergotherapeutin, die seit April 2015 bei Hannovers einziger Frauen-Footballmannschaft, den „Grizzlies“, spielt. „Doch mittlerweile habe ich richtige Fans unter den Senioren, die bei jedem Spiel mitfiebern. Besonders einige der Damen sind davon angetan, dass man heutzutage als Frau alles tun darf, was einem Spaß macht.“

Zum American Football kam Marie Neuberger über ihren Bruder Jakob, der seit acht Jahren in der Herrenmannschaft  der „Hannover Grizzlies“ spielt. Das erste Training in der neu gegründeten Frauenmannschaft absolvierte sie mitten im Prüfungsstress zum Examen als Ergotherapeutin. Auch wenn sie sich anschließend vor Muskelkater kaum bewegen konnte, war Marie Neuberger von der Sportart von Anfang an begeistert.

„Ich kenne keinen Mannschaftssport, bei dem man sich so aufeinander verlassen können muss. Ein Football-Team hält zusammen wie eine Familie oder es geht unter“, erzählt sie. Anfangs war Marie Neuberger als „Receiver“ in der Mannschaft für das Fangen der Bälle zuständig. Um ihre Finger für den Beruf zu schonen, bahnt sie sich mittlerweile als „Runningback“ mit dem Ball in der Hand einen Weg durch die gegnerische Defensive. Durch das Kraft- und Ausdauertraining zwei- bis dreimal die Woche ist die junge Frau heute in Topkondition. „Dieser Sport gibt Kraft und Selbstbewusstsein“, sagt Marie Neuberger. „Und er ist der perfekte Ausgleich für meinen Beruf, weil ich dort nur unter jungen Leuten bin und mich total auspowern kann.“

Auf dem Komfortbereich der Senioreneinrichtung, in der Marie Neuberger seit einem Jahr arbeitet, sorgen ihre blauen Flecken, die sie bei der Kontaktsportart davonträgt,  nur noch selten für Gesprächsstoff. Das Eis für American Football ist bei den Senioren endgültig gebrochen, als Marie Neuberger einmal zu einer Zeitungsrunde ihre Ausrüstung mitgebracht hat. „Die Bewohner staunten über den schweren Helm, den kompakten Pad für den Oberkörper und die vielen Protektoren, die ich zum Schutz anlegen muss“, erzählt sie. „In diesem Zusammenhang habe ich auch die Spielregeln erklärt. Seitdem wollen mich einige Bewohner in der nächsten Saison unbedingt einmal live bei einem Spiel erleben.“

Schon vorher will Marie Neuberger gemeinsam mit den Senioren den „Super Bowl“, das Finale der amerikanischen Football-Profis, im Fernsehen verfolgen. Es kann gut sein, dass dann sogar der alte Herr aus der Villa dabei ist, der ihr anfangs hartnäckig geraten hat, sich einen eleganteren Sport zu suchen – so etwas wie Schwimmen oder Tanzen.

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