„Er hat das Herz am rechten Fleck“, bringt Karl-Heinz Haider (92) die Wertschätzung der Bewohner für Pflegefachkraft Sead Ramadani (31) auf den Punkt. ©Kursana

 
28.06.2016

Vom Bau in die Altenpflege

Der Deutsch-Mazedonier Sead Ramadani (31) hat nach vielen Gelegenheitsjobs mit der Ausbildung zur Examinierten Pflegefachkraft seine berufliche Heimat gefunden.

Als ganz junger Mann hätte sich Sead Ramadani (31) niemals träumen lassen, dass er einmal seine Erfüllung darin finden würde, demenziell erkrankte alte Menschen zu pflegen. „Ich wusste lange nicht, wo es beruflich mit mir hingehen soll“, sagt der Deutsch-Mazedonier, der mit seiner Familie Ende der 1980er Jahre vor den Jugoslawienkriegen nach Deutschland geflüchtet und hier aufgewachsen ist. „Mein Vater hat hier ein Bauunternehmen aufgebaut. Und ich habe einfach das Naheliegende gemacht und ohne Ausbildung auf den Baustellen gejobbt. Das war körperliche Arbeit und der Ton war oft ganz schön rau. Dass auch eine sensible Seite in mir steckt, war mir früher nicht so klar.“

Erst seine heutige Frau brachte Sead Ramadani 2012 auf die Idee, sich auf seiner Suche nach einer beruflichen Perspektive einmal auf der Altenpflegemesse in Hannover umzusehen. „Dort bin ich mit dem damaligen Direktor der Kursana Villa, Rainer Frühsammer, ins Gespräch gekommen“, erzählt Sead Ramadani. „Es hat mich sehr beeindruckt, dass ein Mann so für die Arbeit mit alten Menschen brennt. Ein paar Tage später saß ich bei ihm zum Vorstellungsgespräch.“ Auch in der Senioreneinrichtung  begann seine Laufbahn vorerst mit einem „Job“ als persönlicher Betreuer eines demenziell erkrankten Bewohners, der Begleitung im Alltag brauchte. Doch schon nach kurzer Zeit konnte Rainer Frühsammer als „Vorbild und Mentor“ Sead Ramadani dazu motivieren, mit Ende 20 in die dreijährige Ausbildung zum examinierten Pfleger zu starten.

„Das Fachwissen in Anatomie hat mich besonders interessiert“, sagt Sead Ramadani. „Und von der Lebensweisheit der alten Menschen habe ich viel lernen können. Heute kann ich besser wertschätzen, was ich habe und wer ich bin.“ Besonders die Arbeit mit demenziell erkrankten Bewohnern ist ihm ans Herz gewachsen: „Sie verstehen dich nicht kognitiv, bauen aber auf emotionaler Ebene eine Verbindung auf. Das ist jeden Tag neu und abwechslungsreich. Ich forsche einfach gern danach, was mir ein Mensch sagen möchte.“ Auch seine körperliche Kraft, seine ruhige Ausstrahlung und die Bass-Stimme seien Pluspunkte im Umgang mit den Senioren. „Für einige bin ich wohl so etwas wie eine Vaterfigur geworden, andere erinnere ich an ihren Bruder. Auf jeden Fall vertrauen mir die Bewohner“, erzählt er.

Nach Abschluss der Ausbildung im Sommer vergangenen Jahres plant Sead Ramadani jetzt die nächsten Schritte seiner beruflichen Laufbahn: Er möchte eine Weiterbildung zum Praxisanleiter beginnen und später gern als Wohnbereichsleiter Verantwortung übernehmen. Und sich längerfristig mit einer Fortbildung zur gerontopsychiatrischen Fachkraft weiter für die Arbeit mit demenziell Erkrankten qualifizieren. „Ich weiß zu schätzen, dass ich heute einen sicheren Arbeitsplatz habe, bei dem ich es im Vergleich zum Baugewerbe immer warm und trocken habe“, sagt er lächelnd.

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