04.03.2016

In Hausschuhen zur Wahlurne

Kaiserslautern. Wenn die Bürger in Rheinland-Pfalz am nächsten Sonntag darüber abstimmen, welchen der genau 634 Kandidaten von 14 verschiedenen Parteien sie in den neuen Landtag wählen, haben die Bewohner des Kursana Domizils Kaiserslautern den kürzesten Weg zur Wahlurne. Die Pflegeeinrichtung in der Alex-Müller-Straße 88 dient der Stadt Kaiserslautern erneut als Wahllokal.


Die Pflegeeinrichtung in der Alex-Müller-Straße 88 dient der Stadt Kaiserslautern erneut als Wahllokal. Das Haus ist nach Auskunft des Rathauses einer von insgesamt 72 Urnenwahlbezirken in Kaiserslautern. Dem Kursana-Wahlbezirk sind nach Darstellung von Stefanie Fuchs vom Wahlamt 1.440 Bürger zugeordnet, die in der Pflegeeinrichtung bei der Zusammensetzung des Landtages mitentscheiden können.

Die knapp 140 Senioren im Kursana Domizil müssen nicht einmal die Jacke anziehen, um von ihrem demokratischen Recht Gebrach zu machen, und es kann sein, dass so mancher sogar in Hausschuhen das Wahllokal betritt und sein Kreuz macht. Der älteste Kandidat für die Landtagswahl ist mit 90 Jahren so alt wie viele Bewohner des Kursana Domizils. Viele Senioren dort halten es für wichtig, dass man von dem demokratischen Recht der politischen Mitbestimmung Gebrauch macht und sich an der Wahl beteiligt.

Ella Schwientek, eine 90jährige Bewohnerin der Pflegeeinrichtung, sieht das Wahlrecht als ein hohes Gut an. Sie interessiere sich sehr für Politik und „ich gehe selbstverständlich auch wählen“. Zu ihrer politischen Einstellung möchte sie allerdings nichts sagen. „Bei uns gilt das Wahlgeheimnis und das ist mir auch sehr wichtig“, so Ella Schwientek.

Doch es gibt auch ganz andere Stimmen unter der älteren Generation, die ganz offen darüber sprechen, mit wem sie politisch sympathisieren und wen sie ablehnen. Die 67-jährige Gerda Eimer meint, in Rheinland Pfalz solle man die Alternativpartei nicht wählen. Die Linkspartei unterstütze die Menschen, die sich um alte Leute kümmern – die sollte man wählen. Gerda Eimer ist sehr zufrieden, „dass man hier bei Kursana im Haus durch die Wahl an der Politik teilnehmen kann“.

Auch Elisabeth Mossmann (88) ist dankbar, dass es ermöglicht werde, im Haus wählen zu gehen. Sie benötige aber Hilfe, weil sie dies aus gesundheitlichen Gründen nicht allein bewerkstelligen könne. Helmut Bayerl outet sich als Nichtwähler. Um die Politik wird seiner Ansicht nach „viel zu viel Tam-Tam gemacht“, sagt der 85-Jährige. Politikverdrossenheit ist nicht nur bei der Jugend, sondern auch bei Rentnern zu spüren. Renate Stemmler ist noch unentschlossen, ob sie wählen geht, weil sie das Gefühl hat, „dass die Politiker doch alle machen, was sie wollen“, sagt die 64-Jährige.

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