Siegfried Heyde und Kurt Meinel fertigen unter Anleitung der Therapeutinnen Jaqueline Pippel und Jaqueline Kloss Exponate für den Weihnachtsbasar. Foto: Schariott

 
27.10.2016

Werkeln für Weihnachten

Wöchentlich treffen sich interessierte Männer in der Holzwerkstatt des Domizils, um beispielsweise Tischdekorationen zu basteln.

Merseburg. Ein zartes Reh in schwieligen Männerhänden, das will nicht so recht zusammenpassen. Und dennoch hat es damit seine Richtigkeit. Denn wenn Heinz Großmann (89) mit dem Sandpapier die Sägekanten glatt schmirgelt, gleitet ein Lächeln über sein Gesicht. Er hält den Kopf ein wenig schräg und urteilt: Gut gelungen!

Mit zwei Mitbewohnern des Kursana Domizils Merseburg trifft er sich dienstags in der „Werkstatt“, um kleine Laubsägearbeiten  zu fertigen. Therapeutin Jaqueline Kloss konnte  die Männer für diese Tätigkeit begeistern und ist gemeinsam mit Therapeutin Jaqueline Pippel mit Rat und Tat  zur Stelle. Und nicht nur die Arbeiten gehen gut voran. Auch so manches Gespräch entspinnt sich, während die Hände die Vorlagen abzeichnen, sägen oder schleifen. Diese Beschäftigung tut den Männern in doppelter Weise gut: Sie üben sich in den Fingerfertigkeiten, was gar nicht so einfach ist, und sie reden über ihr Leben. Heinz Großmann zum Beispiel kennt solche Bastelarbeiten mit der Laubsäge aus seinem langen Berufsleben. Auf einer seiner Stationen war er auch Lehrer für Werken an einer Berufsschule. „Zugegeben, da ging mir alles noch leichter von der Hand. Deshalb macht es mich stolz, dass ich es heute noch hinkriege. Und geschludert wird nicht. Alles muss ordentlich sein“, benennt er seine Devise. So hat er es auch seinen Kindern und Enkeln beigebracht, die sich heute noch bei ihren Besuchen gern an die gemeinsame Zeit erinnern.

Auch Siegried Heyde (90) sieht man an, dass er im früheren Leben mehr als nur Sperrholz bearbeiten konnte. Er war E-Lokfahrer. „Es war schon bitter für mich, dass ich mich, als die Gesundheit  nicht mehr mitspielte, mit den Gegebenheiten neu arrangieren musste. Aber jetzt tut es gut, etwas basteln zu können, was nach  Fertigstellung nicht in der Schublade verschwindet.“ In diesem Jahr haben die Drei bereits Tischdekoration für Halloween hergestellt und sind dabei, mit Arbeiten für Adventsschmuck zu beginnen. Da gibt es immer einen kleinen Weihnachts-Basar, auf dem die Holzarbeiten weggehen wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln.

Auch Kurt Meinel (87), der in seiner eigenen Welt lebt, macht gerne mit. Er redet nicht viel, aber seiner Mimik kann man entnehmen, dass er Freude an der Arbeit hat. Gewissenhaft prüft er die Sägekanten und fragt nach feinerem Sandpapier, ehe er sich wieder in die Arbeit vertieft.

Gut, dass es im Kursana Domizil eine, wenn auch kleine  Werkstatt mit Werkbank, Säge und Stechbeitel gibt, in der die Männer nach Herzenslust werkeln können. Unter ihren Händen verwandelt sich das Holz in Tannenbäumchen, Rehe oder bunte Kürbisse, wie sie die Besucher zum Beispiel im Foyer begrüßen.

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