Der Tisch für Vögel ist gedeckt

Mömbris. Wenn Menschen wegen körperlicher Einschränkungen keine ausgedehnten Spaziergänge mehr auf Wiesen, Feldern und im Wald machen können, kann die Natur auch ins Haus kommen. Amsel, Drossel, Fink und Star und die ganze Vogelschar waren jetzt im Kursana Domizil zu Gast – sinnbildlich jedenfalls. Kathrin Lichtenauer, Vogelexpertin beim Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern, erläuterte den Senioren die Welt der Ornithologie und informierte über die heimischen Stars, die schon morgens beim Sonnenaufgang zum vielstimmigen Konzert einladen.

Wer weiß aber schon, welche Stimme zu welchem Vogel gehört? Kathrin Lichtenauer hatte einige Tonbeispiele mitgebracht und erklärte der älteren Generation, wer tonangebend ist. Die Ornithologin ist Leiterin des Projekts „Alle Vögel sind schon da“. Für sie ist es eine Herzensangelegenheit, Senioren von der heimischen Vogelwelt zu erzählen und ihnen die Möglichkeit zu geben, die Tiere zu beobachten. Das ist im Kursana Domizil künftig noch besser möglich, denn am Aktionstag zur Vogelkunde wurde im Garten direkt vor den Fenstern der Gruppenräume ein Futterplatz platziert.
Jetzt hoffen alle, dass die Vögel den neuen Rastplatz annehmen und sich möglichst lange dort in geselliger Runde zwitschernd aufhalten, damit die Senioren sehen können, wie sie sich Amsel, Fink und Meise und Co verhalten. Vielleicht kann der Gesang dann auch einem Tier zugeordnet werden und die Beobachtenden wissen, ob Buchfink, Star, Haussperling oder ein anderer singt.
Die Aktion „Alle Vögel sind schon da“ kann als Gesundheitsförderung bezeichnet werden, denn die Wissenschaft hat festgestellt, dass allein schon das Beobachten der Vögel glücklich macht. In einer Studie wurde nachgewiesen, dass die positiven Einflüsse von Naturbeobachtungen genetisch in uns Menschen verankert sind. Forschende haben herausgefunden, dass die Vogelbeobachtung die emotionale Lebenszufriedenheit und die psychosoziale Gesundheit fördert.
Das Kursana Domizil geht das Thema nachhaltig an und wird demnächst im Garten der Pflegeeinrichtung einen Lehrpfad anlegen. Die Tour durch die heimische Vogelwelt ist dann ein kleiner Spaziergang, bei dem man viel über die singenden Solisten erfahren kann. So zum Beispiel, dass die Sänger aus dem multiplen Chor herausstechen möchten, um mit ihrem variantenreichen Gesang den Weibchen zu imponieren. Die Info-Tafeln des Lehrpfades informieren auch darüber, dass je nach Region auch im Dialekt gesungen wird. Doch wer weiß schon, wie sich eine Meise auf hessisch anhört?