Liane Spandl-Wildner war bei Kursana zu Gast und erzählte Anekdoten in Mundart.

 
06.10.2015

Mundart-Geschichten lassen Senioren schmunzeln

Otzberg. Mit der Zeit geht so manches verloren. Was nicht gepflegt wird, kann leicht verschwinden – Freundschaften, Pflanzen im Garten und manchmal sogar eine Sprache. Die Mundart scheint vom Aussterben bedroht. Die ältere Generation vor allem in einer ländlichen Gegend wie dem Odenwald unterhält sich noch gern in der Mundart. Junge Menschen, die mit dieser besonderen Sprache und dem Dialekt lange zu Hause bei den Eltern und Großeltern aufgewachsen sind, verstehen zwar viel, aber in der Clique unterhalten sich Jugendliche anders.

Dabei werden in der Mundart oft die schönsten Geschichten aus dem Dorf erzählt. Liane Spandl-Wildner kennt ganz viele Anekdoten, die sich in den kleinen Orten des Odenwaldes herumgesprochen haben. Die Autorin und Geschäftsführerin des Odenwald-Verlages liest gern Texte in Mundart. Im Kursana Domizil Otzberg war sie jetzt zu Gast und brachte den Senioren in einigen Geschichten mal Heiteres, mal Gereimtes, mal Spannendes und immer Bodenständiges mit.

Die Bewohner haben verstanden, was da erzählt wird und viel geschmunzelt. Liane Spandl-Wildner trug in der Pflegeeinrichtung Am Herget einige Texte vor, die von Gertrud Berg-Oldendorf aufgeschrieben wurden. Sie war die Gründerin des Odenwald-Verlages, mit dem sie südhessische Mundart und Brauchtum lebendig erhalten wollte. Ihre Nachfolgerin in der Verlagsleitung erfreute das Publikum bei Kursana beispielsweise mit einer Geschichte über eine Frau, die – wie das Schicksal so spielt – sich bei der Beerdigung ihres Mannes in dessen Freund verliebte. 

Nach ein paar Tagen des Flirtens und der Bewunderung für den neuen Mann, traf die Witwe den Pfarrer und fragte ihn, ob und wann sie denn wieder heiraten dürfe. Der Geistliche wollte wissen, wie lang ihr Mann schon tot sei. „Schon sehr lang“, sagte die Frau, „in 14 Tagen werden es schon drei Wochen“. Solche und andere Dorfgeschichten gab es früher in der Odenwälder Mundart zuhauf. Die Leiterin des Odenwald-Verlages möchte regionalen Autorinnen und Autoren eine Plattform geben, um eigene Texte zu veröffentlichen.

Liane Spandl-Wildner selbst hat in ihrem Buch „Uffgelese“ Erzähltes, Erlebtes und Aufgeschnapptes in Mundart festgehalten. Die Reihe der Lesungen von Odenwälder Dorfgeschichten, an die manche Senioren sich erinnern, soll im Kursana Domizil in Otzberg demnächst fortgesetzt werden. Diese öffentlichen Termine, zu der alle Bürger in die Pflegeeinrichtung eingeladen sind, ist Teil des Konzeptes des Kursana Domizils, das transparent sein will und den Dialog mit der Gemeinde sucht. „Unser Haus steht Vereinen, Verbänden und anderen Gruppen offen“, sagt Thorsten Fitz, Direktor der Pflegeeinrichtung. 

Der 40-jährige aus Heppenheim hat bereits den Bürgermeister von Otzberg und die Ortsvorsteherin von Lengfeld kennengelernt und die Senioreneinrichtung, in der rund 100 Bewohner ein neues Zuhause finden können, vorgestellt. Otzberger Vereine sind eingeladen, den Saal und die Räumlichkeiten bei Kursana für ihre Sitzungen und Treffen zu nutzen und selbstverständlich biete das Haus auch eine Plattform – beispielsweise für Chöre und Gesangvereine sich darzustellen. Verbindungen haben die Senioren im Kursana Domizil nach Darstellung von Direktor Thorsten Fitz bereits zu Kirchengemeinde und zur Kindertagesstätte aufgebaut. Wer mehr über die öffentlichen Kultur-Angebote in der Einrichtung erfahren möchte, kann sich mit dem Sozialdienst des Kursana Domizils in Verbindung setzen (06162/918390).

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