Bewohnerin Ursula Koller (84) aus der Kursana Villa Reinbek unterstützt die ehrenamtliche Mitarbeiterin Shahin (33) dabei, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern. ©Kursana

 
27.06.2017

„Der beste Weg, um Deutsch zu lernen.“

A.Shahin (33), Reinbekerin mit iranischen Wurzeln, engagiert sich an vier Vormittagen pro Woche ehrenamtlich in der Kursana Villa Reinbek.

Im kleinen Notizheft, das Frau Shahin neuerdings immer bei sich trägt, hat sie Begriffe wie „dement“ oder „wohlfühlen“ aufgeschrieben. „Das sind Worte, die ich hier in der Villa gehört habe und von denen ich anfangs nicht wusste, was sie bedeuten“, sagt die 33-jährige Reinbekerin mit iranischen Wurzeln. „Zuerst habe ich unbekannte Begriffe auf kleine Zettel geschrieben. Dann hat mir Frau Koller dieses Heft geschenkt. Wenn wir zusammensitzen, erklärt sie mir alles – notfalls sogar, indem sie ein bisschen Theater spielt. Sie ist für mich schon eine richtige Freundin geworden.“ Für Ursula Koller (84), die seit Juli 2016 zusammen mit ihrem Ehemann Hans in der Kursana Villa Reinbek lebt, sind die Besuche der Ehrenamtlichen eine willkommene Abwechslung in ihrem Alltag. „Es ist mir eine große Freude, dass ich Shahin unterstützen kann“, sagt sie lächelnd.
Seit Ende März ist die zweifache Mutter, die seit 14 Jahren in Deutschland lebt und seit zwei Jahren die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, an vier Vormittagen pro Woche ehrenamtlich in der Reinbeker Senioreneinrichtung aktiv. „Meine Kinder sind jetzt vierzehn und elf Jahre alt. Ich wollte etwas tun, um meine Sprachkenntnisse zu verbessern, wenn sie in der Schule sind. Mich hier für alte Menschen zu engagieren ist der beste Weg, um Deutsch zu lernen“, sagt sie. Nach dem Abitur begleitete sie ihren iranischen Ehemann, der in Deutschland studiert hat und seither als Chemie-Ingenieur in Deutschland arbeitet, in ihre neue Heimat.
Die Hausfrau absolvierte seither mehrere Deutschkurse, doch da in der Familie meist persisch gesprochen wird, fühlte sie sich lange nicht in der neuen Sprache zuhause. Da Shahin leidenschaftlich gern backt, unternahm sie mehrere Versuche, eine Ausbildung zur Konditorin zu machen oder in einer Konditorei zu arbeiten. „Es war leider immer ein Problem, dass ich ein Kopftuch trage“, sagt die Muslima. „Diese Erfahrung war für mich ernüchternd, weil ich mir mehr Kontakt zu Menschen wünsche. Umso schöner war es, dass ich hier so freundlich aufgenommen wurde.“
In der Kursana Villa unterstützt die ehrenamtliche Mitarbeiterin die Bewohner bei Gruppenaktivitäten, reicht ihnen Getränke an, geht mit ihnen spazieren oder besucht bettlägerige Senioren in ihrem Appartement. „Dort unterhalten wir uns, oder wir spielen Memory oder andere Spiele“, erzählt sie. „Besonders beim Deutschland-Quiz kann ich auch noch eine Menge lernen.“
Zu Bewohnerin Ursula Koller sprang der Funke schnell über, da die Seniorin zusammen mit ihrem Mann früher selbst den Iran bereist hat. Davon zeugen die schönen Teppiche in ihrem Appartement genauso wie zahlreiche Fotoalben. Über ihnen kann Shahin zusammen mit der Seniorin in Erinnerungen an ihre alte Heimat schwelgen. „Shahins Deutsch wird von Tag zu Tag besser. Sie macht enorme Fortschritte“, freut sich die 84-Jährige. Pläne für eine berufliche Zukunft hat die junge Frau noch nicht geschmiedet. Allerdings hat sie ein konkretes Ziel vor Augen. „Ich möchte sehr gern für die Senioren backen. Vielleicht möchten mich ja auch einige Bewohnerinnen unterstützen, wenn sie Freude daran haben“, sagt sie. Für Shahin wäre dies ein schöner Schritt, mit dem sich beide Kulturen noch ein Stück näher kommen könnten.    

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