Matthes (9) erläuterte Ursula Koller (84) am Tablet-PC, wie er die Bücher-App „Antolin“ zum Lernen nutzt. ©Kursana

 
28.03.2018

„Wie funktioniert denn Googeln?“

Die Schüler von der „Lernwerkstatt Schülerzeitung“ der Grundschule Mühlenredder demonstrierten den Senioren in der Kursana Villa Reinbek Informationsmöglichkeiten im digitalen Zeitalter.

„Stellen Sie sich vor, Sie haben die `Tagesschau´ verpasst“, sagte Tim (10) zu Hans Koller (87). Der Schüler und der Bewohner der Kursana Villa Reinbek steckten im Aktivitätenraum der Senioreneinrichtung die Köpfe überm Tablet-PC zusammen. Tim rief über die Tastatur des Computers die Internetseite des NDR auf und hatte mit ein paar Handgriffen die Sendung parat. „Dann gucken Sie die Nachrichten in der Mediathek einfach später – kein Problem“, erläuterte er stolz. „Nicht zu fassen“, staunte der ehemalige Elektroingenieur und musste über den Eifer seines jungen Gegenübers ein bisschen schmunzeln. „Toll, was ihr jungen Leute heute für Möglichkeiten habt.“

Zehn Schüler aus dritten und vierten Klassen der Grundschule Mühlenredder, die einmal wöchentlich in der „Lernwerkstatt Schülerzeitung“ mitwirken, waren in der Villa zu Gast, um den Bewohnern Informationsmöglichkeiten im digitalen Zeitalter vorzustellen. Mit Smartphones und Tablet-PCs im Gepäck beantworteten Lehrerin Ilka Borkenhagen (50) und ihre neun- und zehnjährigen Schüler  viele Fragen der Senioren und demonstrierten in Kleingruppen, wie die moderne Technik funktioniert. Bei den Bewohnern, die täglich nach dem Frühstück in zwei Zeitungsrunden über das Zeitgeschehen und regionale Nachrichten aus Reinbek diskutieren, stießen sie dabei auf großes Interesse.

Die Villa bezieht mehrere Tages- und Wochenzeitungen und übernahm im vergangenen Jahr für die Schüler eine Lesepatenschaft für das „Hamburger Abendblatt“. Das Printmedium nutzen die Schüler neben dem Internet als Informationsquelle für die eigenen Artikel der Schülerzeitung. „Wie funktioniert denn dieses Googeln“, wollte Bewohnerin Helga Bogon (88) unbedingt erfahren. Mit Begeisterung schlüpften die Kinder in die Rolle der Experten: Anna (9) zeigte Gisela Bramow (95) auf der Homepage ihrer Schule den aktuellen Speiseplan. Aylin (10) demonstrierte Dr. Jutta Sülz (82), wie sie Informationen über ihr Haustier, einen Mops, abrufen kann. Die Kinder erklärten, wie sie die Bücher-App „Antolin“ fürs Lernen nutzen, und Mina (10) weihte Bewohnerin Ruth Weber (83) sogar in die Handhabung von Navigations- und Wetter-App ein.

Am Ende machte Tim Renate Flammersfeld (83) eine Riesenfreude, als er ihr ihr Lieblingslied „Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt“ auf dem Tablet-PC vorspielte. „Als ich in deinem Alter war, gab es in meiner Familie ein Grammophon mit gerade mal zwei Schallplatten – stell dir das einmal vor“, erzählte sie ihm. Die Bewohner waren von ihrer „Nachhilfestunde in digitaler Technik“ so angetan, dass einige am liebsten auf ihr Mittagessen verzichtet hätten, um weiter zu googeln. „Ich glaube, wir müssen die abgelegten Handys unserer Enkel übernehmen und einen Kurs besuchen, um selbst aktiv zu werden“, meinte Richard Marner (92) begeistert.

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