Ann Wairimu Borchert (30) hat es erfolgreich geschafft, die Betreuung von Tochter Rosalie (4) mit ihrer Ausbildung zur Pflegefachkraft unter einen Hut zu bekommen. ©Kursana

 
09.11.2016

Zur Optimistin geworden

Ann Wairimu Borchert meisterte die dreijährige Ausbildung zur Pflegefachkraft mit Kleinkind an ihrer Seite und freut sich über ein gutes Examen.

„Es war oft ganz schön hart“, bringt Ann Wairimu Borchert ihre dreijährige Ausbildungszeit zur examinierten Pflegefachkraft auf den Punkt. Denn die 30-Jährige ist gleich zu Beginn schwanger geworden und hat sich dann entschlossen, die Ausbildung mit Kleinkind an ihrer Seite fortzusetzen. „Ich wollte die Chance nicht vergeben, diesen wunderbaren Beruf richtig zu lernen“, sagt Ann Borchert, die gerade ihr Examen mit „gut“ bestanden hat. „Dass ich es trotz aller Widrigkeiten so gut geschafft habe, hat mich stärker gemacht. Ich traue mir heute mehr zu.“

Dass sie später einmal einen Beruf in der Pflege ausüben wollte, war der jungen Frau aus Kenia schon seit Kindertagen klar. Als Dreijährige musste sie aufgrund schwerer Verbrennungen ein halbes Jahr in einer Klinik verbringen und wundert sich noch heute darüber, dass ihr nur gute Erinnerungen an diese Zeit geblieben sind. „Die Krankenschwestern haben mich mit so viel Herz betreut und eine so schöne Atmosphäre geschaffen, dass ich die Schmerzen vergessen konnte“, sagt sie. „Da habe ich mir geschworen, dass ich später einmal genauso engagiert für andere Menschen da sein möchte.“ Doch als sie 2006 in Afrika einen dem Realschulabschluss vergleichbaren Abschluss in der Tasche hatte, konnten ihr die Eltern nicht die Ausbildung finanzieren, da noch einige ihrer fünf Geschwister zur Schule gingen.

„Als mir eine Bekannte von der Möglichkeit erzählte, als Aupairmädchen nach Deutschland zu gehen, habe ich sofort begonnen, deutsch zu lernen und mich beworben“, erzählt sie lächelnd. „Ich bin zwar eigentlich eine Pessimistin, aber ich habe mir gesagt: Versuche es trotzdem!“ Auf das Jahr als Aupairmädchen in Flensburg folgte ein Freiwilliges Soziales Jahr in einer Behindertentagesstätte in Hamburg, danach absolvierte Ann Borchert mehrere Praktika in Altenpflegeeinrichtungen.  Sie heiratete und wurde, kurz nachdem sie in Hamburg die Ausbildung zur Pflegefachkraft begonnen hatte, schwanger.  „Es ging mir in der Schwangerschaft so schlecht, dass ich wegen der Fehlzeiten die Ausbildung abbrechen musste“, erzählt sie. Sie zog mit ihrem Mann in ein Haus in Geesthacht, fand dort nach der Geburt von Tochter Rosalie jedoch keinen Krippenplatz. „Nach meinem Motto `Versuche es trotzdem´ habe ich dann eine Tagesmutter gesucht und mich in der Kursana Villa Reinbek um einen Ausbildungsplatz beworben, so dass ich eine Schule in Lauenburg besuchen konnte“, erzählt sie. Da die Direktorin der Villa, Maria-Helena Cammaus, bereit war, den Arbeitsbeginn ihrer Auszubildenden zur Frühschicht mit den Öffnungszeiten der Kita abzustimmen, konnte Ann Borchert schließlich in Geesthacht einen Kita-Platz für Rosalie bekommen.

„Das war eine tolle Unterstützung“, berichtet sie strahlend. „Und wenn die alten Menschen hier mit meiner Betreuung zufrieden waren, hat mich ihre Freude immer angesteckt.“  Ann Borchert lernte im ersten Jahr sehr viel für die Schule und schuf sich so ein solides Fundament. Sie konnte auf die Unterstützung ihres Ehemannes und der Schwiegereltern setzen. Und sie lernte, jede freie Minute, die ihr blieb, zum Schlafen zu nutzen. „Wenn Rosalie quengelte und ich nicht zum Lernen kam, hatte ich ein schlechtes Gewissen. Aber ich bekam hier so viel positive Resonanz von den Bewohnern und meinen Anleitern, dass ich durchgehalten habe“, sagt sie.

Dass sie jetzt eine Festanstellung in der Villa hat, macht nicht nur ihre Eltern in Kenia glücklich.  „Ich möchte mich in meinem Traumberuf entwickeln und kann mir vorstellen, mich weiter zu qualifizieren“, sagt Ann Borchert und lächelt. „Ich bin durch meinen Erfolg richtig zur Optimistin geworden.“

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