Zerstreuung vor dem Schlafengehen: Juliana Cotovanu animiert die Bewohnerinnen Hildegard Herrmann (links) und Margarethe Bauer zu Handarbeiten. Foto: Gregor Lorenz

 
22.07.2024

Betreuerin für Nachtschwärmer

Juliana Cotovanu ruft das Nachtcafé für Bewohner ins Leben

Wenn es Abend wird im Kursana Domizil Schneeberg, ziehen sich die Bewohner in ihr Zimmer zurück. Sie schauen dort ihre Lieblingsserien, lesen oder telefonieren mit Verwandten. Die Nacht ist lang. Bekanntlich brauchen ältere Menschen immer weniger Schlaf. Müdigkeit ist häufig gar kein Thema. Ausgeschlafene Bewohner sind dann unruhig. Genau hier setzt das neue Betreuungsangebot im Domizil an. Wer möchte, kann nun ganz unkompliziert und spontan nach dem Abendbrot das Nachtcafé im Wohnzimmer besuchen. Die Idee hatte die zusätzliche Betreuungskraft Juliana Cotovanu (46), die seit sieben Jahren das Schneeberger Team verstärkt. Sie brachte internationale Erfahrungen mit. Denn über zehn Jahre kümmerte sich die gebürtige Rumänin in Rom vorwiegend um demenziell Erkrankte in ihrem Zuhause. So sammelte Juliana Pflegekenntnisse, bekam ein Gespür für Menschen, für die die Nacht nicht mehr nur unbedingt zum Schlafen da ist. Und so saß Juliana oft irgendwo mitten in Rom bis spätabends mit den Anvertrauten und schaffte den Spagat zwischen unterhalten und beruhigen. Genau dies versucht sie nun auch im Nachtcafé. Dabei kommt es nicht auf das große aufregende Entertainmentprogramm an. Im Gegenteil. „Ich möchte die leise Stimmung des Abends, der Nacht nutzen, um unruhige Bewohner auf eine harmonische Nacht einzustimmen“, erklärt die Wahl-Schneebergerin. So liest sie dann beispielsweise gemeinsam mit den Nachtschwärmern oder erzählt Geschichten aus ihrem Leben. Absolutes Highlight ist dabei die Hochzeit von Juliana Cotovanu in ihrer rumänischen Heimat. Weil die Feier in der Moldauregion mit Hunderten Gästen drei volle Tage dauerte, gibt es genügend Plauderstoff zu später Stunde. Die Bewohner hören zu und stellen Fragen zur Zeremonie, zu Bräuchen und Ritualen. Stundenlang kann die Mutter einer Tochter bildhaft über ihre Hochzeit berichten, zeigt Fotos. Die Bewohner interessieren sich natürlich auch für die vielen Jahre in Rom. So nimmt die Erzählerin die Nachtschwärmer gedanklich mit an den Trevibrunnen oder an das Colosseum. Und dabei vergessen die Bewohner oft die Zeit. Ein anderes Mal wird gemeinsam Musik gemacht, beispielsweise mit der Veeh-Harfe. Auch leichte Handarbeiten sind beliebt. Wenn danach die Bewohner müde ins Bett gehen, hat Juliana Cotovanu ihre Mission erfüllt. „Das Nachtcafé ist nun ein weiterer wichtiger Baustein in der Betreuung“, sagt Direktorin Katrin Rings. Sie ist zufrieden mit dem Start des neuen Angebotes. Nun hofft sie, dass sich weitere Mitarbeiter mit frischen Ideen für die nachtschlafende Zeit der Bewohner einbringen.

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