Anna Kammermeier kümmert sich liebevoll um eine Bewohnerin auf dem beschützten Wohnbereich für demenziell Erkrankte im Kursana Domizil Seelze. Copyright: Kursana

 
04.10.2016

Ein gutes Gespür für Menschen

Anna Kammermeier (28), gerontopsychiatrische Fachkraft im Kursana Domizil Seelze, hat sich früh auf den Umgang mit demenziell Erkrankten spezialisiert.

Während ihrer Ausbildung zur Pflegefachkraft vor zehn Jahren gab es ein Schlüsselerlebnis, das die weitere berufliche Laufbahn von Anna Kammermeier (28) bestimmen sollte: Sie saß einem schwer dementen Bewohner gegenüber, der immerzu den Oberkörper hin und her schwang und völlig abwesend wirkte. Als Anna Kammermeier sich im gleichen Rhythmus bewegte, hielt er nach einer Weile inne und sprach nach langer Zeit ein paar Worte.

„Da habe ich begriffen, dass es vielfältige Wege gibt, mit Demenzkranken zu kommunizieren“, sagt die junge Frau, die seit eineinhalb Jahren den behüteten Wohnbereich für demenziell Erkrankte im Kursana Domizil Seelze leitet. „Dafür muss man sich mit der Erkrankung auskennen und ein gutes Gespür für Menschen haben. Aber vor allem muss man bereit sein, in die Schuhe des anderen zu schlüpfen und neue Wege zu gehen.“

Bald nach dem Abschluss zur Pflegefachkraft absolvierte Anna Kammermeier in einer Pflegeeinrichtung in Garching an der Alz berufsbegleitend die Zusatzausbildung zur gerontopsychiatrischen Fachkraft. Sie lernte die unterschiedlichen Formen von Demenz und verschiedene Therapieansätze wie Aromatherapie, basale Stimulation oder Maltherapie kennen, mit denen sich die Lebensqualität der Erkrankten positiv beeinflussen lässt. Vor allem interessierten sie die verschiedenen Validationsmodelle, die eine konstruktive Kommunikation mit Menschen möglich machen, die sich längst in ihrer eigenen Welt befinden. „Auf ihre Gefühle einzugehen und die Erkrankten mit dem eigenen Verhalten zu spiegeln, damit sie sich verstanden fühlen, ist das Wichtigste“,  sagt Anna Kammermeier.

Als ihr Lebensgefährte nach dem Studium eine Arbeit in Hannover fand, machte sich die Bayerin zusammen mit ihm auf den Weg gen Norden. Wegen der familiären  Atmosphäre auf dem Demenzwohnbereich „Leineaue“ und der guten Aufstiegsmöglichkeiten entschied sich Anna Kammermeier für das Kursana Domizil in Seelze. Hier machte sie die Weiterbildung zur Wohnbereichsleiterin und zur Mentorin für Auszubildende, denen sie heute die Berührungsängste im Umgang mit demenziell Erkrankten nimmt. Und sie unterstützt Angehörige dabei, das herausfordernde Verhalten nicht persönlich zu nehmen und einen neuen Zugang zum Bewohner zu finden.

Auch nach zehn Jahren findet die Frau mit „Forschergeist“ die Arbeit mit demenziell erkrankten Senioren spannend und erfüllend. „Mein Alltag ist sehr abwechslungsreich“, sagt Anna Kammermeier, die beim Lesen von Romanen und bei Spaziergängen in der Natur gut entspannen kann. „Es gibt nichts Schöneres als die Momente, in denen mir ein Bewohner ein Lächeln schenkt, weil er sich verstanden fühlt.“ Direktorin Elisabeth Mechelhoff weiß, dass ihre gerontopsychiatrische Fachkraft unermüdlich und sehr kreativ daran arbeitet, immer wieder die Türen zwischen den Welten  zu öffnen. „Frau Kammermeier ist  wie geschaffen für diese Arbeit“, sagt sie. „Sie liegt ihr im Blut.“

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