Bei den Bewohnerinnen Helga Korge (80), Irene Garms (80) Lisa Hachmann (89) und Elisabeth Ehmcke (93; v.l.n.r.) ist Michael Schneider gern Hahn im Korb. © Kursana

 
11.01.2016

Ein „Chauffeur“ im Ehrenamt

Michael Schneider (61) ist seit drei Jahren einmal wöchentlich in der Kursana Residenz Wedel im Einsatz.

„Herr Schneider ist ein ganz Lieber“, sagt Helga Korge und strahlt. Zusammen mit drei weiteren Bewohnerinnen der Kursana Residenz Wedel macht sich die 80-Jährige mit ihrem Rollator auf den Weg zum Kleinbus, der vor der Senioreneinrichtung geparkt ist. Michael Schneider (61) unterstützt die Damen beim Einsteigen, hilft beim Anschnallen und lädt die Gehhilfen ein. Heute haben sich die Seniorinnen einen Ausflug zum Elbe-Einkaufszentrum gewünscht. Dass die Bewohnerinnen trotz gesundheitlicher Einschränkungen weiter so mobil sind, verdanken sie ganz wesentlich dem Engagement ihres „Chauffeurs“ im Ehrenamt.

„Die Residenz war für meine Mutter 23 Jahre ein Zuhause, in dem sie glücklich war“, sagt der Wedeler. „Als Dankeschön für die gute Betreuung schenke ich dem Haus heute die Zeit, die ich früher mit ihr verbracht habe.“ Seit dem Tod seiner Mutter Annemarie 2012 kommt Michael Schneider immer mittwochnachmittags ins Haus und begleitet die Bewohner auf ihren Ausflügen. Für den kinderlosen ehemaligen Schiffsmakler, der sich vor sechs Jahren aus dem Berufsleben zurückgezogen hat, ist soziales Engagement selbstverständlich. Zusammen mit seiner Frau spendet er regelmäßig für zahlreiche Organisationen und sorgt mit dem Logo des Kinderhospiz´ „Sternenbrücke“ auf seinem kultigen knallroten Ape Dreirad-Transporter für Aufmerksamkeit. „Ich bin dankbar, dass wir finanziell gut ausgestattet sind“, sagt er. „Deshalb gehört praktizierte Nächstenliebe für mich zum Leben.“

Mit den zumeist weiblichen Bewohnerinnen, die regelmäßig mit ihm unterwegs sind, besuchte er mehrfach das Rosarium in Uetersen, das Fährhaus in Blankenese und die Cafés in der Elbmarsch. „So kommen die Damen raus aus ihrem Alltag und wir schnacken ein bisschen“, sagt Michael Schneider bescheiden. Die gemeinsamen Stunden halten für ihn nicht nur die Erinnerung an seine Mutter lebendig. Michael Schneider weiß sie auch als Einblick in gelebte Historie zu schätzen. Und ganz nebenbei bekomme er auch ein Gespür dafür, was ein gutes Leben im Alter bedeute. „Das soziale Miteinander ist wichtig. Wer sich abschottet, fällt im Alter in ein Loch“, meint er. „Ich glaube, dass man früh üben muss, auf andere zuzugehen. Kein Mensch kann erst mit 80 Jahren anfangen, kommunikativ zu werden.“

Deshalb rät Michael Schneider gerade Männern zum Ehrenamt in einem caritativen Bereich, wo sie heute noch unterrepräsentiert sind. „Für Männer zählt heute leider immer noch vor allem der Beruf. Und wenn sie im Ruhestand sind, trauern viele dem Beruf hinterher“, hat er festgestellt. „Ich erlebe oft, dass mich andere Männer für mein Ehrenamt im Seniorenheim schätzen. Aber selbst aktiv werden sie nicht. Vielleicht denken Männer zu oft, dass sie immer ein großes Rad drehen müssen.“

Dass das Glück in kleinen Dingen liegen kann, hat Michael Schneider bei den Ausflügen mit den alten Damen oft erlebt. „Wir lachen so viel gemeinsam“, sagt er. „Wenn ich sehe, wie die Menschen bei unseren Ausflügen aufblühen, fühle ich mich für mein Engagement reich beschenkt.“

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